Meine 4-daagse 2003

Die Vierdaagse 2003 werden als eine der wärmsten Vierdaagse in die Annalen der KNBLO eingehen. Es ist das zweite Mal (nach 1972) dass die Strecke verkürzt wurde. Viele Ausfälle wurden dieses Jahr durch das Fehlverhalten von Wanderern in der Hitze verursacht. Der erste und der zweite Marschtag sind, für mich, durch die ständigen Sirenen der Hilfsdienste gekennzeichnet gewesen.

Mich hätte es beinahe am Montag erwischt, aber dazu mehr in meinem nachfolgendem Bericht:

14.07.03

Montag, der Tag der Einschreibebestätigung (für mich der Tag der Nacheinschreibung)

Ich bin gegen 09.30 Uhr bei meiner Vierdaagse-Familie in Nimwegen angekommen. Schnell eine Tasse Kaffee getrunken, Fahrrad zusammengebaut und die Klamotten auf die Hütte gebracht. Danach Küsschen an die Frau des Hauses und Tschüss, ab zur Nacheinschreibung.  Nachdem ich mein Fahrrad beim Fahrradstall bei "De Wedren" geparkt hatte, bin ich zur Nacheinschreibung gegangen. Dort durfte ich mit den vielen anderen Spätentschlossenen, stundenlang, in der brütenden Hitze auf den Akt der Anmeldung warten. Nach ca. drei Stunden warten, war ich dann endlich an der Reihe und durfte mich Anmelden. Im Anschluss daran schnell zum Startbüro um die Startkarte zu holen, und dann, endlich, gegen 15.00 zum "Plein 44". Das Bier (Grolsch) kostet dort mittlerweile 3,80 €, schweineteuer. Na ja, vier Bier in den ausgetrockneten Leib gekippt und dann meldet sich die Blase. Der Pinkelpils stand Gott sei Dank direkt nebenan. Dort verlor ich dann das Bewusstsein. Die nächsten drei Stunden habe ich dann in geistiger Umnachtung erlebt. Freundlicherweise hat aber die Polizei von Nimwegen ein paar schöne Aufnahmen mit meiner Kamera gemacht. (Übrigens: Es kostet 23 € wenn man auf der Straße liegt)

                             

Aufgrund dieser Pause kam ich dann leider auch mit 11/2 stündiger Verspätung zum Treffen mit den Blasentrappern. Das Gelächter war dort natürlich groß.

 

15.07.03

 

Dienstag, der Tag von Elst

Es war eine sehr kurze Nacht. Ich habe keine 3 Stunden geschlafen, und bin um 02.30 Uhr geweckt worden. Meine Füße habe ich auch noch nicht abgetaped. Mit dem alkoholischen Selbstvertrauen habe ich das Tapen dann innerhalb von 5 Minuten nachgeholt. Anschließend Katzenwäsche, zwei Schnitten Brot und eine Tasse Kaffee zum Frühstück und auf geht's. Der Start um 04.00 Uhr: Das war war wohl nix! Auf dem Startfeld ist so viel los, dass ich erst um 04.30 Uhr mein 1. Knipje bekomme und starten kann.

Die ersten 20 Kilometer hatte ich nötig um den Alkohol aus meinem Blut zu vertreiben. Aufgrund des schaukelnden Untergrundes erschienen sie mir 25 Km lang. Aber danach ging es mir wieder gut. Es ist entsetzlich warm und ich habe Durst. Ich weiß nicht wie viel Wasser ich unterwegs getrunken habe.

Bei Kilometer 35 (dem einzigen Stückchen Waldweg an diesem Tag) sah ich ihn dann. Ein Hauptgefreiter (UA), welcher auf dem Boden lag, voll aufgerödelt, mit Rucksack, in Uniform und Kampfstiefeln, eine Gruppe deutscher Polizisten stand um ihn herum, und der Rettungssanitäter legt ihm gerade einen Zugang um dem Körper Flüssigkeit zu geben. Ausfall! Ausgefallen aufgrund falschen Ehrgeizes. (Bei einer solchen Behandlung werden die Startkarten eingezogen)

Ich selbst habe sehr viel Zeit gelassen. Gegen 16.00 Uhr war ich im Ziel. Ich habe am ersten Tag wieder sehr viele Freunde getroffen unter anderem: Gerard "Er is hoop"; Franz, der immer sehr spät ist; Sascha vom BGS aus Berlin; und die zwei Karlsruher "Bierläufer"; und natürlich Johan, Sjaak und Willy von den Blarentrappers.

Blasenzählen: Einen Tag gelaufen: 6 Blasen, ich bin zufrieden.  1.Flasche Vieux ist leer!

16.07.03

 

Mittwoch, der Tag von Wijchen

Danke Kol. Han L. (verantwortlich für die med. Versorgung auf dem Marsch; ein Bekannter von mir): Am Dienstag Abend kam es in den Nachrichten, offiziell: Der zweite Tag wird verkürzt. Die Strecken der 40er und 50er werden um jeweils 10 Km verkürzt. Begründung: Man erwartet Temperaturen um die 34°C.  Junge, Junge; Ich werde schwul und schwanger, so etwas habe ich in meinen 12 Teilnahmen noch nie erlebt. Werden wir jetzt weich? Aber was soll's!

Aufgrund der erwarteten, hohen Temperaturen gebe ich ein bisschen Gas. Aber, beim Festzelt in De Grootstal traf ich die 50er Blarentrappers. Erst mal eine schöne Tomatensuppe und ein paar Kaffee, dazu Vieux und Paracetamol. Sascha und seine Kollegen kommen etwas später. Schmerzfrei laufe ich weiter, in ca. 3km gibt es den besten Kaffee den man während der Vierdaagse bekommen kann. Frisch aufgebrüht und mit einem Stückchen Kuchen für nur 1 €. Hier treffe ich dann auch Franz und seine Freunde. Mit ihnen laufe ich weiter. Es wird auf einmal einsam auf der Strecke. Die 40er laufen auf einmal weg, sie folgen der 30er-Route. Wir laufen weiter auf unserer Route. In Wijchen machen wir die nächste Pause, der Getränkestand ist leer, der Inhaber macht einen frustrierten Eindruck. Wo ansonsten 30.000 Marschierer vorbeilaufen, kommen nun höchsten 10.000 lang. Zu der bestellten Suppe bekommen wir dann auch noch 10 Brötchen mit Schinken und 10 Brötchen mit Käse, gratis! Wir vermissen unsere Suppe auf dem Deich. Die 10 Km-Schleife fehlt. Die Strecke führt uns kurz aus Wijchen heraus um anschließend wieder nach Wijchen zu führen. Aufgrund des Zeitgewinns machen wir erstmal in einem Café Rast. Das Bier fließt wieder. Ich habe nicht so viel Sinn in noch einer langen Pause, ich marschiere alleine weiter. Es wird immer wärmer. Zwischen Beunningen und Nimwegen ist es mittlerweile so heiß, dass der Asphalt schmilzt. Die Wanderer laufen nicht mehr auf der Straße, man läuft im Gras neben der Straße. Jeder Versuch auf der Straße zu laufen wird bestraft; man klebt fest. Die Straße scheint mit Kaugummi ausgelegt zu sein.

Mein besonderer Dank gilt der Bevölkerung: Sie probierten die Läufer auf alle möglichen Arten zu Kühlen und mit Trinkwasser zu versorgen. In Nimwegen nahm es abstrakte Formen an, der Läufer neben mir bekam ein Eimer Wasser über seinen Leib gekippt, und das aus dem 2.Stockwerk.

Ich war um 15.00 Uhr im Ziel.

Blasenzählen: Zwei Tage gelaufen: 8 Blasen, ich bin schmerzfrei, denn die 2.Flasche Vieux ist leer!

Abends erschien dann Blarentrapper Willy im Fernsehen (SBS 6): Er war einer der ganz wenigen, die die Schleife gelaufen ist. Mann trägt ihm darum den Titel "Pressewart" an.

 

17.07.03

Donnerstag, der Tag von Groesbeek

Heute ist angeblich der schönste Tag von der Vierdaagse. Der Marsch über den Zevenheuvelenweg soll so gesellig sein. Na ja, ich habe da so meine Zweifel.

Ich starte wieder um 04.30 Uhr. Zu dieser Zeit hat man am Startplatz den geringsten Stau. Es kommt heute aber zu einem neuen Phänomen: Die 40er, welche erst um 06.00 Uhr starten müssen sammeln sich schon jetzt am Start. Um 05.30 Uhr treffe ich die anderen Blarentrappers im Festzelt von De Grootstal. Wir trinken Kaffee und essen unsere Tomatensuppe. Sascha und seine Kollegen vom BGS kommen etwas später dazu. Ich laufe mit ihnen bis zum Zevenheuvelenweg nach Groesbeek. In Plasmolen machen wir in meinem "Stammlokal erst einmal Rast. Hier gibt gutes Trappistenbier. Der BGS-OLt schaut schon wieder streng auf seine Uhr. "Schaffen wir die Zeit noch?" "Null Problemo! Die Zeit ist locker zu halten!" Anschließend machen wir uns wieder auf den Marsch. Auf einmal taucht ein Schild auf: "Gratis WC in 50 Metern" Ich weiß nicht wie viel Frauen  glücklich sind. Nach ca. 50 Metern tauchte das gratis WC auf. Ein alter ausrangierter Pot steht am Wegesrand. Man darf den Pot mitnehmen. Schallendes Gelächter. Wir marschieren weiter zum nächsten Rastplatz. Dort treffe ich dann auf Willy, Sjaak und Johann. Ich laufe mit Sascha weiter bis ins Ziel, welches wir gegen 16.00 Uhr erreichen.

Blasenzählen: Drei Tage gelaufen: 8 Blasen, ich bin immer noch schmerzfrei,  2 1/2Flaschen Vieux sind leer!

Abends begutachte ich meine Füße, sie sehen noch redlich gut aus. Ich klebe sie erneut ab, als Vorbereitung für meinen 13. Zieleinlauf.

 

18.07.03

 

Freitag, der Tag von Cuijk

Der Zieleinlauf: Zwar ein bisschen lang, aber schön!

Meinen Rucksack habe ich noch etwas erleichtert, alle mögliche Klamotten, auf die heute verzichten kann sind rausgeflogen. Das zweite Paar Socken, die Regenjacke, die dritte Wasserflasche. Meinen Teufelstrank habe ich aber wieder fertiggemacht: 1/4 ltr Vieux mit 10 Paracetamol (Es betäubt, macht glücklich und man läuft genial). Von den 50er Blarentrappers habe ich gehört, dass wir uns um 11.30 Uhr in der Stadsschouwburg in Cuijk treffen werden, um den Zieleinlauf gemeinsam durchzufeiern. das bedeutet mal wieder Gasgeben. Und ich gebe Gas. Um 05.30 Uhr treffe ich die anderen Blarentrappers im Festzelt von De Grootstal. Sie bestätigen nochmals die Zeit. Schnell esse ich meine Standardsuppe und genieße meinen Kaffee. Dann geht es weiter. Um die Zeit zu halten, mache ich zwischendurch keine Pausen mehr. In Grave setze ich mich für fünf Minuten auf eine Mauer, ich nehme ein Schluck von meinem Teufelsdrank, trinke eine Flasche Wasser und rauche noch eine Zigarette. Während ich dort sitze, läuft ein weiterer Bekannter an mir vorbei, es ist der Maj d.R. Holstein. Ich sehe ihn jedes Jahr wieder. Nach der kurzen Rast, es ist jetzt 08.45 Uhr, geht es im Stechschritt weiter Richtung Cuijk.

Um 11.30 Uhr erreiche ich pünktlich die Stadsschouwburg. Ich marschiere durch das wartende Publikum nach drinnen. Ich entdecke die Flagge der Blarentrappers und sehe Marloes von den 40er´n. Aber wo sind die anderen? Marloes schaut mich mit großen Augen an: "Was machst du schon hier?" "Ich denk wir treffen uns hier um 11.30 Uhr!" "Nein, Ich erwarte die anderen erst um 13.00 Uhr!" "Sch...! Hab ich mich dafür so abgejagt?" Nun habe ich doch noch 1 1/2 Stunden Zwangspause. Erst genieße ich ein paar Bier und ein paar Eiswasser. Doch dann wird es gesellig, die 40er Blarentrapper kommen mit Gesang und Gejohle einmarschiert. Auf einmal ist es vorbei mit der Ruhe. Kurz danach kommen die restlichen 50er. Um 13.15 Uhr marschieren wir ab, auf zur letzten Runde. Die 15 Km Zieleinlauf liegen vor uns und wollen gefeiert werden.

Diese Feier hat es in sich. Mit fröhlichem Gesang und viel Spaß zelebrieren wir unsere Vierdaagse. Es wird gefeiert und gesungen. Das Tempo was wir mittlerweile drauf haben ist relativ hoch. Ich schätze 6 Km/h. Dann auf einmal biegen wir nach rechts ab. Jemand hat ein Schild von Palm-Bier gesichtet. Also, runter von der Strecke, für jeden ein Palm geordert, und den Marschierern zujubeln. Dazu noch den Kabouter-Tanz um die Muskeln zu lockern und dann geht es wieder weiter. Die letzten paar Kilometer ist es ein unheimliches Gedrängel. Es wird so eng, dass die Formation kaum noch zu halten ist, aber was soll´s; um 16.30 Uhr erreichen wir das Finish. Und nun können wir endlich nach Blarentrapper-Manier feiern.